09.07.2025

Omas Vanillekuchen – weich, süß und voller Erinnerungen

Es war ein regnerischer Sonntagnachmittag, einer von denen, an denen man die Welt am liebsten von drinnen betrachtet. Die Fenster waren beschlagen, das Teewasser brodelte auf dem Herd, und ich saß mit meiner kleinen Tochter auf dem Sofa, eingekuschelt unter einer dicken Wolldecke. “Mama, backst du heute wieder den Kuchen von Oma?” fragte sie plötzlich. Und genau da wusste ich: Ich werde den alten Vanillekuchen machen. Jenen einfachen, duftenden, wunderbar weichen Kuchen, den meine Großmutter immer gebacken hat, wenn Besuch kam.

Ich stand auf, zog meine alte Küchenschürze an und holte den zerfledderten Rezeptordner hervor, den ich von Oma geerbt hatte. Zwischen den vielen, leicht vergilbten Seiten fand ich ihn sofort. “Vanillekuchen für alle Tage” stand in großer Schrift oben, darunter in Klammern: “schnell, weich, vanillig”. Kein prätentiöses Rezept, sondern eines fürs Herz. Ich hatte ihn schon oft gebacken, aber heute war es, als würde ich ihn zum ersten Mal wirklich fühlen.

Ich holte alle Zutaten zusammen, und allein der Anblick beruhigte mich. Es braucht nicht viel, um etwas Gutes zu zaubern: Mehl, Zucker, Vanillezucker, Puddingpulver, Eier, Öl, Mineralwasser. Keine extravaganten Zutaten, sondern das, was man immer im Haus hat. Oma sagte immer: “Ein Kuchen ist nur dann gut, wenn du ihn spontan backen kannst.”

Ich vermengte das Mehl mit dem Vanillepuddingpulver, Backpulver, Zucker und Vanillezucker. Sieben Päckchen Vanillezucker waren viel, aber genau das gab dem Kuchen seinen unverwechselbaren Duft. Der Teig war eine Hommage an alles Schlichte. Eier kamen dazu, dann das sprudelnde Mineralwasser und Öl. Ich rührte den Teig mit dem alten Handmixer, den ich ebenfalls von Oma hatte. Immer auf hoher Stufe, bis er glatt war. Keine Klumpen, keine Hast.

Ich erinnerte mich, wie Oma damals sagte, man soll dem Teig zuhören. Er spricht zu dir, wenn du ihn richtig rührst. Und tatsächlich, es ist ein Gefühl. Der Moment, in dem aus losen Zutaten eine Masse wird, die zusammenhält. Ich kostete einen kleinen Löffel vom Teig. Vanillig, süß, weich. Genau so sollte er sein.

Ich füllte ihn in eine gefettete Springform und stellte sie in den vorgeheizten Backofen bei 180 Grad. Im ganzen Haus begann es zu duften. Meine Tochter kam in die Küche und meinte: “Es riecht wie bei Oma.” Und mir wurde warm ums Herz. Denn genau das war das Ziel.

Nach etwa 30 Minuten deckte ich den Kuchen mit etwas Backpapier ab, damit er nicht zu dunkel wird – ein Trick, den ich selbst erst spät gelernt hatte. Nach insgesamt 60 Minuten machte ich die Stäbchenprobe: sauber. Perfekt. Ich holte die Form aus dem Ofen, stellte sie auf ein Gitter und wartete. Geduld ist schwer, wenn es so gut riecht.

Während der Kuchen abkühlte, bereitete ich die Teetassen vor, schob das Fenster ein Stück auf, um den Regen zu hören, und atmete tief ein. Es war ein einfacher Moment, aber genau diese machen das Leben besonders.

Ich löste den Kuchen vorsichtig aus der Form, bestäubte ihn mit etwas Puderzucker und stellte ihn auf den Tisch. Meine Tochter schnappte sich sofort das erste Stück. “Mama, der ist wie ein Kissen aus Vanille!” sagte sie. Und ich musste lachen. Besser hätte ich es nicht beschreiben können.

Was ich an diesem Kuchen liebe, ist seine Vielseitigkeit. Man kann ihn pur essen oder mit Sahne, mit Beeren oder einem Klecks Marmelade. Ich habe ihn auch schon mal mit Schokotropfen gebacken oder halbiert und mit Vanillecreme gefüllt. Aber am besten ist er so, wie Oma ihn mochte: ganz einfach.

Für alle, die ihn nachbacken möchten, hier das Rezept:

Zutaten für 12 Portionen:

  • 270 g Mehl
  • 4 Pck. Vanillepuddingpulver
  • 1 Pck. Backpulver
  • 250 g Zucker
  • 7 Pck. Vanillezucker
  • 4 Eier
  • 200 ml Mineralwasser
  • 200 ml Öl (z. B. Sonnenblumenöl)
  • Puderzucker zum Bestäuben
  • Fett für die Form

Zubereitung:

  1. Mehl, Puddingpulver, Backpulver, Zucker und Vanillezucker in einer große Schüssel geben und vermengen.
  2. Eier verquirlen und zusammen mit dem Mineralwasser und Öl zur Mehlmischung geben.
  3. Mit dem Handrührgerät zu einem glatten, leicht flüssigen Teig verrühren.
  4. Eine Springform (26 cm) einfetten und den Teig hineingießen.
  5. Bei 180 Grad (Ober-/Unterhitze) etwa 60 Minuten backen. Nach 30 Minuten ggf. mit Backpapier abdecken.
  6. Stäbchenprobe machen. Kuchen abkühlen lassen, aus der Form lösen und mit Puderzucker bestäuben.

Ich backe diesen Kuchen nicht, um zu beeindrucken. Ich backe ihn, weil er mich erinnert. An Sonntage bei Oma. An warme Hände, die Teig rühren. An Vanilleduft, der durch die Küche zieht. Und vielleicht, nur vielleicht, wird meine Tochter diesen Kuchen eines Tages ebenfalls für ihre Kinder backen – und sich erinnern, wie wir zusammen unter der Wolldecke saßen, während der Regen leise gegen die Scheiben prasselte.