Es gibt Rezepte, die findet man nicht im Internet. Die stehen nicht in Hochglanz-Kochbüchern, werden nicht in Kochshows präsentiert, und trotzdem sind sie Gold wert. Sie stecken in alten Notizbüchern, auf vergilbtem Papier, in der Handschrift unserer Mütter oder Großmütter. Genau so ein Rezept ist dieser Erdbeer-Käsekuchen mit Red Velvet Boden. Und die Geschichte, wie ich ihn entdeckt habe, erzählt eigentlich mehr über meine Oma als über den Kuchen selbst.
Ich war 17, als ich eines Tages in Omas Küche stöberte. Sie war gerade beim Friseur, und ich hatte sturmfrei. In einer kleinen Holztruhe zwischen zerknitterten Briefen und alten Postkarten fand ich ein zerfleddertes Rezeptheft. Kein Datum, keine Erklärungen, nur Zutaten, Temperaturen und gelegentlich ein “nicht zu viel schlagen!” oder “mit Liebe rühren!” am Rand. Und mitten drin: ein Rezept mit rotem Biskuitboden, Frischkäseschicht und Erdbeeren. “Amerikanisch, aber lecker!” stand daneben.
Ich beschloss, den Kuchen nachzubacken – ohne zu wissen, dass ich damit ein neues Familienhighlight kreieren würde. Seitdem ist dieses Rezept fester Bestandteil jeder Sommerfeier, jedes Geburtstagskaffees und manchmal einfach ein Grund, sich selbst zu feiern.
Hier ist meine modernisierte, aber originalgetreu gebliebene Version von Omas Erdbeer-Käsekuchen mit Red Velvet Boden.
Zutaten:
Für den Red Velvet Boden:
- 160g Mehl
- 200g Zucker
- 1 EL Kakaopulver (nicht gesüßt)
- ½ TL Backpulver
- ¼ TL Natron
- ¼ TL Salz
- 120ml neutrales Öl (z. B. Sonnenblumenöl)
- 120ml Buttermilch
- 1 Ei (Größe M)
- 1 TL Vanilleextrakt
- 1 EL rote Lebensmittelfarbe (flüssig oder Paste)
- ½ TL weißer Essig
Für die Käsekuchenschicht:
- 450g Frischkäse (Doppelrahmstufe, zimmerwarm)
- 100g Zucker
- 2 Eier (Größe M)
- 1 TL Vanilleextrakt
Für das Topping:
- 250g frische Erdbeeren, in Scheiben geschnitten
- 120g Erdbeermarmelade oder -konfitüre
- Schlagsahne zum Garnieren (optional)
Zubereitung:
- Red Velvet Boden backen: Backofen auf 175°C Ober-/Unterhitze vorheizen. Eine 20cm Springform einfetten und den Boden mit Backpapier auslegen. In einer Schüssel Mehl, Zucker, Kakaopulver, Backpulver, Natron und Salz vermischen. In einer zweiten Schüssel Öl, Buttermilch, Ei, Vanille, Lebensmittelfarbe und Essig verquirlen. Beide Mischungen zügig zusammenrühren, nicht übermischen! Den Teig in die Form füllen und 25–30 Minuten backen. Stäbchenprobe machen. Auskühlen lassen.
- Käsekuchen backen: Backofen auf 160°C herunterschalten. Eine zweite 20cm Springform fetten. Frischkäse mit Zucker cremig schlagen, dann die Eier einzeln unterrühren. Vanille dazugeben. In die Form füllen und 40–45 Minuten backen, bis die Mitte leicht wackelt. Komplett abkühlen lassen, dann mindestens 2 Stunden kühlen.
- Zusammensetzen: Den Red Velvet Boden auf eine Tortenplatte legen. Die Käsekuchenschicht vorsichtig obendrauf setzen. Erdbeermarmelade leicht erwärmen und glatt rühren, dann über die Oberfläche verteilen. Mit Erdbeerscheiben belegen und wer mag, mit Sahne verzieren.
- Kühlen & Servieren: Vor dem Servieren 1–2 Stunden kalt stellen. Der Kuchen lässt sich am besten gekühlt schneiden und schmeckt am zweiten Tag fast noch besser.
Warum ich diesen Kuchen so liebe? Weil er eine Brücke ist. Zwischen Generationen, zwischen Kontinenten, zwischen Tradition und Moderne. Meine Oma hätte nie ein “Red Velvet” im Supermarkt gekauft, aber sie hat ihm eine Chance gegeben – und wir geben sie ihm auch. Die Kombination aus dem leicht herben Schokoboden, der sämig-süßen Käseschicht und den frischen Erdbeeren ist einfach unschlagbar.
Tipp aus meiner Küche:
- Wer keine Lebensmittelfarbe möchte, kann statt Red Velvet auch einen normalen Schokobiskuit backen.
- Statt Erdbeeren passen auch Himbeeren oder eine Mischung aus roten Beeren.
- Der Kuchen lässt sich super vorbereiten: Boden und Käsekuchenschicht am Vortag backen, am nächsten Tag nur noch dekorieren.
Ob Geburtstag, Muttertag oder einfach ein Sonntag mit Lust auf etwas Besonderes: dieser Kuchen bringt alle an den Tisch. Und ich bin mir sicher, Oma hätte das gefallen.