Ich weiß gar nicht mehr genau, wann ich diesen Braten das erste Mal selbst gemacht habe. Wahrscheinlich war es nach irgendeinem Familienfest, als ich mir gedacht habe, dass man solche Gerichte nicht nur zu Weihnachten oder Geburtstagen machen sollte.
Ich habe früher oft bei meiner Mutter zugeschaut, wie sie den Schweinebraten vorbereitet hat. Sie hat dabei nie viel geredet, aber man hat gesehen, dass sie alles mit Ruhe gemacht hat. Keine Eile, kein Tamtam – einfach Schritt für Schritt.
Jetzt mache ich ihn selbst. Nicht jede Woche, aber wenn Zeit ist und ein ruhiger Sonntag vor der Tür steht. Dann kaufe ich ein Stück Schweineschulter mit Schwarte, ein bisschen Wurzelgemüse, frische Kartoffeln und Rotkohl. Der Ablauf ist eigentlich immer gleich, ich muss nicht mehr viel überlegen.
Zutaten
Für den Braten nehme ich:
1,5 kg Schweineschulter mit Schwarte, etwas Salz, Pfefferkörner, Piment, eine Gewürznelke, Majoran.
Dazu zwei Möhren, eine Lauchstange, Petersilie, zwei Zwiebeln, Knoblauch und Schweineknochen.
Zum Aufgießen verwende ich Fleischbrühe und Bier.
Für die Klöße brauche ich:
etwa 1,25 kg Kartoffeln, Mehl, zwei Eier, Salz, zwei Brötchen, Butterschmalz, Butter, Semmelbrösel.
Für den Rotkohl nehme ich:
einen ganzen Kopf (ca. 1,5 kg), zwei Äpfel, eine Zwiebel, Schweineschmalz, Rotweinessig, Salz, Pfeffer, Zucker, gemahlene Nelke und am Ende etwas Apfelgelee.
Zubereitung
Ich beginne meistens mit dem Fleisch. Die Schwarte wird kreuzweise eingeschnitten. Ich zerstampfe Pfeffer, Piment, Nelke und Majoran im Mörser, mische das mit Salz und reibe das Fleisch von allen Seiten damit ein. Das Gemüse schneide ich grob. Die Knochen werden abgespült.
Den Ofen heize ich auf 220 Grad vor. Ich gebe etwas Öl in den Bräter, lege das Fleisch mit der Schwarte nach oben hinein, verteile Gemüse und Knochen außen herum. Dann kommt der Bräter in den Ofen, zweite Schiene von unten. Nach 15 Minuten gieße ich Brühe und Bier an, lasse alles noch etwa 30 Minuten bei gleicher Temperatur garen und reduziere dann auf 200 Grad. Danach bleibt das Fleisch noch 75–80 Minuten im Ofen.
Zum Schluss schalte ich auf 250 Grad hoch, bepinsel die Schwarte mit Salzwasser und lasse sie noch 5–6 Minuten richtig knuspern. Danach schalte ich den Ofen aus und lasse den Braten 15 Minuten ruhen. Die Soße mache ich aus der abgegossenen Schmorflüssigkeit. Ich drücke das Gemüse durch ein Sieb und lasse alles noch mal aufkochen. Eventuell würze ich nach.
Die Klöße
Während der Braten im Ofen ist, schäle ich die Kartoffeln und koche sie etwa 20 Minuten. Ich lasse sie kurz abdampfen und presse sie noch warm durch die Kartoffelpresse.Ich vermische die Masse mit Mehl, Eiern und etwas Salz zu einem glatten Teig. Aus zwei Brötchen schneide ich Würfel, die ich in Butterschmalz anröste. Dann forme ich Klöße, fülle sie mit den Semmelwürfeln und gare sie in heißem Salzwasser. Die Hitze darf nicht zu stark sein, sonst zerfallen sie. Nach etwa 20 Minuten sind sie fertig.Vor dem Servieren röste ich Semmelbrösel in Butter und streue sie über die Klöße.
Der Rotkohl
Den Rotkohl schneide ich in feine Streifen. Ich wasche ihn, lasse ihn abtropfen. Die Äpfel werden geschält und gewürfelt. Die Zwiebel schneide ich klein.
In einem großen Topf erhitze ich Schweineschmalz, gebe Zwiebeln und Rotkohl dazu, dünste alles leicht an. Dann gieße ich Essig und etwas Wasser an. Ich gebe Äpfel, Zucker, Gewürze dazu und lasse den Kohl etwa 45 Minuten langsam schmoren. Gegen Ende kommt ein Löffel Apfelgelee hinein. Das rundet den Geschmack ab.
Gedanken dazu
Es ist kein aufwändiges Gericht im eigentlichen Sinne. Es braucht Zeit, ja – aber die eigentliche Arbeit hält sich in Grenzen. Man macht eins nach dem anderen, und am Ende ist alles fertig.Wenn alle am Tisch sitzen, schneide ich den Braten auf, verteile Klöße und Rotkohl. Es ist leise, jeder isst. Man redet nicht viel, aber das muss man auch nicht. Dieses Essen spricht für sich.Ich mache es nicht, um jemanden zu beeindrucken. Ich mache es, weil es schmeckt und weil ich es gewohnt bin. Es gehört irgendwie zu meinem Leben dazu. So wie Sonntag eben Sonntag ist, gehört auch so ein Braten manchmal einfach dazu.