08.11.2025

Mein Mann trinkt Wasser aus dem Badezimmer – und was dann passierte, hat mich wirklich überrascht

Ich dachte immer, ich hätte einen ganz normalen Mann. Einen, der morgens seinen Kaffee braucht, abends müde auf dem Sofa einschläft und tagsüber über zu viel Arbeit jammert. Aber eines Abends habe ich etwas bemerkt, das mich wirklich aus der Fassung gebracht hat. Es war so ein ganz gewöhnlicher Dienstag, ich saß schon im Bett, las ein Buch, das ich wahrscheinlich nie zu Ende lesen werde, und mein Mann stand auf, weil er Durst hatte. Ich hörte, wie er ins Badezimmer ging, der Wasserhahn lief kurz, und dann kam er wieder. Ich fragte: „Warum gehst du ins Bad? Die Küche ist doch nur ein paar Schritte weiter.“ Er antwortete mit diesem gelangweilten Ton, den nur Männer hinbekommen, wenn sie sich für völlig logisch halten: „Na, Wasser ist Wasser. Das aus dem Badezimmer ist dasselbe wie aus der Küche.“

Ich starrte ihn an. Ich konnte es nicht fassen. Mein Mann – derjenige, der sich über zu wenig Kalk im Wasserkocher beschwert, der die Kaffeemaschine regelmäßig entkalkt, als wäre sie ein Herzstück der NASA – trinkt seit wer weiß wie langer Zeit einfach das Wasser aus dem Badezimmerhahn. Ich dachte, ich hätte mich verhört. Ich fragte nochmal: „Wie oft machst du das?“ Er zuckte mit den Schultern. „Immer, wenn ich nachts Durst hab. Ist doch kein Unterschied.“ Ich war sprachlos. Und gleichzeitig so wütend, dass ich fast lachen musste.

Es war dieser typische Moment, in dem man merkt, dass man seinen Mann eigentlich in- und auswendig kennt – und dann doch wieder gar nicht. Ich lag da, mitten in der Nacht, und überlegte, wie oft er das wohl schon getan hat. Hunderte Male? Tausende? Ich stellte mir vor, wie er jedes Mal, wenn ich friedlich geschlafen habe, aufgestanden ist, ins Bad geschlichen und sich heimlich aus dem Hahn ein Glas Wasser gegönnt hat. Und dann kam die Frage, die mich wirklich beschäftigte: Ist das gefährlich?

Am nächsten Morgen googelte ich natürlich sofort: „Wasser aus dem Badezimmer trinken – gefährlich?“ Und die Suchergebnisse waren ein Albtraum. Da stand, dass Wasser in alten Leitungen länger steht, dass sich dort Bakterien bilden können, dass man es besser nicht trinken sollte, besonders morgens. Ich zeigte es ihm, triumphierend. Und was sagte er? „Ach was, das sind wieder diese Panikseiten. Ich lebe noch, also kann’s so schlimm nicht sein.“

Ich schwöre, in diesem Moment hätte ich ihn am liebsten mit einem Glas Leitungswasser aus der Küche überschüttet. Aber stattdessen beschloss ich, das Ganze mit Humor zu nehmen. Ich erzählte es am nächsten Tag meinen Kolleginnen im Büro, und natürlich hatten alle eine Meinung. Eine sagte: „Mein Mann macht das auch! Männer sind einfach faul.“ Eine andere meinte: „Das ist total ungesund, sag ihm, er soll das lassen!“ Und die dritte lachte nur und sagte: „Warte ab, bis er sich mal den Magen verdirbt.“

Den ganzen Tag über ließ mich der Gedanke nicht los. Ich stellte mir vor, wie viele Menschen in Deutschland wohl nachts aus dem Badezimmerhahn trinken. Und ich schwöre, je länger ich darüber nachdachte, desto verrückter fand ich es, dass man über so etwas eigentlich nie redet. Es ist eines dieser stillen Alltagsgeheimnisse, die niemand zugibt – und doch macht es wahrscheinlich jeder dritte Mensch.

Zuhause beschloss ich, das Thema noch einmal anzusprechen. Ich sagte: „Du, ich hab gelesen, dass man aus dem Bad kein Wasser trinken soll.“ Und er, ganz ruhig: „Ja, aber das aus unserem Bad kommt doch aus denselben Leitungen.“ Ich: „Ja, aber es steht länger, da kann sich was bilden!“ Er: „Dann soll’s halt stehen. Vielleicht ist es ja gereift, wie Wein.“ Ich konnte nicht anders – ich musste lachen. So ein Blödsinn, und doch typisch er.

Am Wochenende wollte ich dann auf Nummer sicher gehen. Ich nahm eine Wasserprobe aus dem Badezimmerhahn und füllte sie in ein Glas. Dann holte ich eins aus der Küche. Ich stellte beide nebeneinander auf den Tisch, und wir machten eine kleine „Blindverkostung“. Ich ließ ihn raten, welches welches war. Er nahm den ersten Schluck, dann den zweiten, und sagte selbstbewusst: „Beide gleich.“ Ich probierte selbst. Und – zu meiner Überraschung – ja, sie schmeckten wirklich fast identisch. Nur das aus dem Bad hatte einen ganz leichten metallischen Nachgeschmack, so als hätte es eine Nacht zu lange in einer alten Kanne gestanden.

Aber das war nicht das Ende der Geschichte. Einige Tage später, mitten in der Nacht, wachte ich wieder auf, weil ich ihn durch die Wohnung tapsen hörte. Ich beschloss, ihm zu folgen. Ganz leise, barfuß, stand ich an der Tür und sah, wie er tatsächlich wieder im Bad stand, halb schlafend, das Glas in der Hand, den Wasserhahn aufgedreht. Ich sagte nichts. Ich beobachtete ihn nur, wie er trank, tief und zufrieden. Dann drehte er sich um, sah mich und grinste verschlafen: „Erwischt.“

Ich musste lachen. Irgendwie war es ja auch rührend. Da steht dieser erwachsene Mann, der alles über Politik, Autos und Fußball weiß – und trinkt mit kindlicher Zufriedenheit Wasser aus dem Badezimmer. Ich glaube, das ist es, was Beziehungen so seltsam schön macht: diese kleinen Eigenheiten, die man akzeptiert, obwohl sie einen wahnsinnig machen.

Ein paar Tage später erzählte ich es meiner Mutter. Sie lachte und sagte: „Dein Vater macht das auch. Männer sind einfach so.“ Und plötzlich fiel mir auf, dass das vielleicht gar kein Zufall ist. Vielleicht ist das so ein Ding – eine Art männlicher Instinkt: der kürzeste Weg zum Ziel, selbst wenn’s nur ums Wasser geht.

Aber natürlich konnte ich nicht anders, als mich trotzdem weiter zu informieren. Ich rief sogar bei den Stadtwerken an, ja wirklich. Ich sagte: „Guten Tag, ich hätte da mal eine Frage – kann man Wasser aus dem Badezimmerhahn trinken?“ Der Mann am Telefon schwieg kurz, dann sagte er mit diesem Tonfall, den man benutzt, wenn man jemanden nicht direkt auslachen will: „Nun ja, technisch gesehen schon, aber… wir empfehlen, es laufen zu lassen, bevor man es trinkt.“ Ich nickte. „Das hab ich mir gedacht.“ – „Wie lange soll ich’s laufen lassen?“ – „Zwei, drei Minuten, dann ist es frisch.“ Ich bedankte mich artig, legte auf und erzählte es meinem Mann. Seine Reaktion? „Ich steh doch nicht mitten in der Nacht da und lass Wasser laufen, nur damit’s ‚frisch‘ ist. Ich will ja nicht baden.“

Ich gab auf. Manchmal ist Aufgeben die klügere Form von Liebe.

Und trotzdem begann ich, das Thema Wasser mit anderen Augen zu sehen. Wir trinken es jeden Tag, kochen damit, duschen, putzen – und nehmen es einfach als selbstverständlich hin. Aber Wasser ist nicht gleich Wasser. In der Küche ist es anders aufbereitet, die Leitungen sind kürzer, der Hahn wird öfter benutzt. Im Bad dagegen steht das Wasser manchmal stundenlang still, und genau das kann einen Unterschied machen. Ich las, dass in alten Häusern die Rohre manchmal noch aus Zink oder Kupfer sind, und das kann Spuren im Wasser hinterlassen. Es ist kein Drama, aber auf Dauer… na ja.

Ich wollte die Sache dann wirklich wissen. Ich kaufte im Baumarkt so ein kleines Testset, mit dem man Wasserqualität prüfen kann. Ich kam mir vor wie ein Detektiv. Ich nahm also wieder eine Probe aus dem Bad und eine aus der Küche. Ich tropfte die kleinen Reagenzien hinein und wartete. Nach ein paar Minuten wurde das Wasser aus dem Bad leicht grünlich – Zeichen für mehr Metallanteil. Ich zeigte es ihm triumphierend. Er sah drauf, nickte, nahm das Glas in die Hand, trank einen Schluck und meinte: „Schmeckt trotzdem gut.“ Ich hätte schreien können.

Aber dann, in einem Moment der Ruhe, wurde mir klar: es ist nicht nur Dummheit oder Faulheit. Es ist irgendwie süß. Diese kleinen Angewohnheiten machen einen Menschen doch erst aus. Ich putze jeden Abend dreimal den Herd, obwohl er gar nicht schmutzig ist. Er trinkt Wasser aus dem Bad. Vielleicht ist das fair.

Ein paar Wochen später war ich krank, lag mit Kopfschmerzen im Bett, und wer kam mit einem Glas Wasser? Mein Mann. Er stellte es auf den Nachttisch, und ich fragte halb im Scherz: „Aus der Küche?“ Er grinste: „Natürlich! Ich hab sogar den Wasserhahn laufen lassen, zwei Minuten lang – extra für dich.“ Und in dem Moment wurde mir klar: es geht gar nicht um das Wasser. Es geht darum, dass man füreinander da ist, auch wenn man sich über Kleinigkeiten aufregt.

Ich weiß, viele werden jetzt denken: „Was für ein banales Thema!“ Aber manchmal steckt in den banalsten Dingen die größte Geschichte. Wir streiten uns über Wasser, über Zahnpasta, über den Müll – und trotzdem ist es genau das, was Nähe ausmacht. Diese kleinen Eigenheiten, die einen verrückt machen und gleichzeitig zum Lachen bringen.

Seitdem steht in unserem Bad übrigens eine Karaffe mit frischem Wasser aus der Küche. Ich fülle sie jeden Abend auf, einfach, damit ich ruhiger schlafen kann. Und manchmal – ja, ich geb’s zu – trinke ich selbst daraus, wenn ich nachts Durst habe. Und weißt du was? Es schmeckt gar nicht so schlimm.

Vielleicht ist das die Lektion, die ich aus dieser ganzen Geschichte gelernt habe: Nicht jedes Glas Wasser muss perfekt gefiltert sein, nicht jeder Mensch muss perfekt handeln. Manchmal reicht es, wenn man lacht, statt sich aufzuregen. Und vielleicht, ganz vielleicht, trinkt Liebe sich manchmal einfach ein bisschen anders – auch wenn sie aus dem Badezimmer kommt. 💜