Ich erinnere mich noch genau an den Tag, als ich zum ersten Mal eine Schweinshaxe gemacht habe. Es war ein Sonntag, draußen hat’s geregnet, und ich hatte irgendwie so einen richtigen Gusto auf etwas Deftiges. So ein Essen, das man nicht alle Tage macht, aber wenn, dann richtig. Ich saß da, mit meinem Kaffee, scrollte ein bisschen am Handy herum, und da stach mir ein Bild ins Auge: eine goldbraune, knusprige Schweinshaxe auf einem Holzbrett, daneben Brezen, Gurken und Senf. Mir lief sofort das Wasser im Mund zusammen. Ich hab mir gedacht: “So, das machst du jetzt.”
Ich hatte noch nie eine ganze Haxe gemacht. Rouladen ja, Gulasch auch, aber so eine richtige Wirtshaus-Haxe? Neuland für mich. Aber ich liebe Herausforderungen, vor allem in der Küche. Also hab ich das Rezept gespeichert, Einkaufszettel geschrieben und bin los. Eine gute Schweinshaxe kriegt man nicht überall, also bin ich gleich zum Metzger meines Vertrauens. Der hat nicht schlecht geschaut, als ich nach einer Hinterhaxe gefragt hab. “Na, was wird denn das?” hat er gelacht. Ich nur: “Sonntag gibt’s Haxe.”
Zuhause angekommen, hab ich mich erstmal an die Vorbereitung gemacht. Wichtigster Schritt: das Salzwasserbad. Das hatte ich vorher noch nie gemacht, aber laut Rezept soll die Schwarte dadurch schön aufquellen und beim Braten knusprig werden. Also gut. Haxe kalt abwaschen, ab in ein großes Gefäß, zwei Liter Wasser und zwei Esslöffel Salz dazu. Deckel drauf und ab damit in den Kühlschrank. Ich war ja skeptisch, ob das wirklich was bringt. Aber ich dachte mir, schaden kann’s nicht.
Am nächsten Tag war ich schon früh wach. Irgendwie war ich richtig aufgeregt. Ich hab die Haxe aus dem Wasser geholt, trocken getupft und mich an das Einschneiden der Schwarte gemacht. Alle vier Zentimeter längs, dann quer. Das war gar nicht so einfach, weil man nur bis zur Fettschicht schneiden soll. Ich hab ein scharfes Teppichmesser genommen, das ging besser als jedes Küchenmesser. Danach hab ich Salz und frisch gemahlenen Pfeffer gemischt und die Haxe rundherum ordentlich eingerieben. Ich mag es gern würzig.
Den Backofen hab ich dann auf 140 Grad vorgeheizt, Ober- und Unterhitze. Dann kam das Gemüse dran: Sellerie, Möhren, Lauch, eine große Zwiebel und zwei Knoblauchzehen. Alles schön waschen, schälen und grob würfeln. Das ganze Zeug hab ich in meinen flachen Bräter geschichtet, einen kleinen Schuss Wasser dazu und die Haxe obendrauf gesetzt. Sah schon roh ziemlich beeindruckend aus.
Ab in den Ofen, zweite Schiene von unten, und dann hieß es: warten. Drei Stunden schmoren. Ich hab in der Zwischenzeit ein bisschen aufgeräumt, mit meiner Schwester telefoniert und irgendwann fing es an, herrlich zu duften. So richtig nach Sonntag. Nach Braten. Nach Zuhause.
Nach den drei Stunden hab ich die Temperatur erhöht. Immer schön langsam: erst 160 Grad für 15 Minuten, dann 180 Grad, dann 200, und schließlich 220 Grad. Immer wieder hab ich durchs Ofenfenster geschaut, wie die Schwarte blubbert. Ich konnte es kaum erwarten. Zum Schluss hab ich sogar kurz den Grill eingeschaltet, aber da muss man echt aufpassen, dass nix verbrennt. Ich stand wie eine Eins vorm Ofen.
Als ich die Haxe rausgeholt hab, war ich ein bisschen stolz. Goldbraun, knusprig, das Fleisch fiel fast vom Knochen. Ich hab sie auf ein rustikales Holzbrett gelegt, ein paar Gewürzgurken dazu, mittelscharfen Senf in ein Schälchen und natürlich zwei frische Salzbrezen. Es sah aus wie beim Wirt. Vielleicht sogar besser.
Zum Servieren hab ich mit einem scharfen Messer am Knochen entlang geschnitten, den Knochen rausgedreht und das Fleisch in zwei Portionen geteilt. Mein Mann war sprachlos. “Wo hast du DAS denn her?” Ich nur: “Eigenbau.”
Wir haben gegessen, bis nichts mehr ging. Das Fleisch war saftig, die Kruste zum Reinlegen. Dazu das Säuerliche von den Gurken und die Breze zum Tunken – besser geht’s nicht. Und ja, man kann das Schmorgemüse auch noch zur Soße verarbeiten, mit etwas Bratensaft und vielleicht einem Schuss Bier. Aber ganz ehrlich: Es war auch so schon perfekt.
Seitdem gibt’s bei uns ein-, zweimal im Jahr Haxe. Immer nach dem gleichen Rezept. Ich änder da nix dran. Es funktioniert einfach. Und immer, wenn ich das mache, denk ich an den einen verregneten Sonntag zurück, als ich das erste Mal die Schwarte eingeschnitten hab und gehofft hab, dass das irgendwie was wird.Wird es. Ganz sicher. Und wenn du dich auch mal traust – ich sag dir: Du wirst es nicht bereuen.
P.S.: Wenn du noch nie mit Schweinshaxe gearbeitet hast – keine Angst. Es braucht Zeit, ja. Aber der Aufwand ist minimal, und das Ergebnis… das ist wirklich was zum Angeben.