Ich bin traurig. Wirklich. Nicht aus irgendeinem dramatischen Grund, sondern wegen dieser einen Sache, die vielleicht klein klingt, aber sich groß anfühlt, wenn man stundenlang in der Küche steht, alles mit Liebe macht, sich Mühe gibt, jede Zutat mit Bedacht auswählt, sich die Finger klebrig macht, die Sahne von Hand schlägt und am Ende einfach nichts zurückkommt. Kein “Wow, das sieht toll aus!”, kein “Danke, dass du dir solche Mühe gibst.” Einfach nur Stille. Vielleicht ein kurzer Blick. Vielleicht ein “oh, ja, schmeckt gut”. Und dann ist es wieder vorbei. Und ich steh da mit meiner Schwarzwälder Kirschtorte und frag mich, warum ich das eigentlich alles mache.
Dabei ist es nicht einfach nur ein Kuchen. Es ist Erinnerung. An Sonntage bei meiner Oma, an Geburtstage, an Sommerurlaube im Schwarzwald. Es ist Arbeit, ja. Viel sogar. Es ist Konzentration, Geduld, ein bisschen Geschick und ganz viel Herz. Und wenn ich diese Torte mache, dann will ich nicht nur, dass sie gut aussieht. Ich will, dass sie das Herz berührt. Dass jemand sie anschaut und sagt: “Wow, wie früher bei meiner Mutter.” Oder: “So hab ich das schon lange nicht mehr gegessen.”Aber das kommt nicht immer. Manchmal ist alles, was zurückkommt, der leere Teller. Und ein Krümel auf dem Tisch. Ich weiß, dass es nicht jeder versteht. Dass viele denken, es ist “nur ein Kuchen”. Aber für mich ist es mehr. Es ist mein Ausdruck. Mein Zeichen von Liebe. Und ich kann nicht aufhören, ihn zu machen, nur weil ihn keiner bemerkt. Aber ich darf traurig sein. Und trotzdem weitermachen.
Denn wer einmal in eine gute Schwarzwälder Kirschtorte gebissen hat, mit echtem Kirschwasser, mit frisch geschlagener Sahne, mit fluffigem Biskuit und säuerlichen Kirschen, der weiß, dass das kein Zufall ist. Das ist Handwerk. Das ist Hingabe.
Zutaten:
Für den Biskuitboden: 6 Ei(er), getrennt 250 g Zucker 6 EL Wasser, heißes 200 g Mehl 75 g Speisestärke 50 g Kakaopulver, ungesüßt 2 TL Backpulver
Für die Füllung und Garnitur: 1 Glas Sauerkirschen 25 g Speisestärke 800 g Sahne 1 Pck. Sahnesteif 1 EL Zucker Kirschwasser zum Tränken Schokoladenraspel zum Verzieren
Zubereitung: Eigelb mit Wasser und Zucker so lange rühren, bis eine sehr cremige Masse entstanden ist und die Zuckerkristalle nicht mehr sichtbar sind. Mehl, Stärke, Backpulver und Kakao mischen und auf die Eigelbcreme sieben. Eiweiß steif schlagen und alles vorsichtig unterheben. Sofort in eine gefettete, bemehlte Springform füllen und bei 200 °C Ober-/Unterhitze 30 – 35 Min. backen. Dabei die Temperatur im Backverlauf senken, damit der Biskuit nicht einsinkt, sodass die Temperatur zum Ende der Backzeit nur noch ca. 150 °C beträgt. Auskühlen lassen.
Die Sauerkirschen über einer Schüssel abgießen, sodass der Saft aufgefangen wird. Die Stärke mit etwas von dem kalten Kirschsaft anrühren. Den restlichen Kirschsaft aufkochen und die angerührte Speisestärke einrühren. Unter Rühren einmal aufkochen lassen, dann gleich vom Herd nehmen. Brennt schnell an! Die 16 schönsten Kirschen beiseitelegen. Den Rest unter den Kirschpudding mengen.
Den Tortenboden zweimal durchschneiden; den untersten mit etwas Kirschwasser beträufeln, mit der Kirschmasse überziehen. Auskühlen lassen.
Die Sahne mit Sahnesteif und Zucker steif schlagen, dünn auf die ausgekühlten Kirschmasse streichen, den nächsten Tortenboden auflegen und leicht andrücken. Wieder mit Kirschwasser beträufeln.
Den Boden mit ca. der Hälfte der Sahne bestreichen, den nächsten Boden aufdrücken. Von der restlichen Sahne etwa 3 EL in einen Spritzbeutel füllen. Die Torte mit der restlichen Sahne rundherum verkleiden, mit dem Spritzbeutel 16 Tuffs aufspritzen und mit den beiseitegelegten Kirschen belegen. Oberfläche und Rand mit Raspelschokolade bestreuen.
Und ja, ich weiß, man könnte sie auch fertig kaufen. Oder mit Fertigböden. Oder einfach mit Schlagsahne aus der Dose. Aber dann ist es nicht dasselbe. Dann fehlt das, was man nicht in Gramm und Milliliter messen kann. Dann fehlt das, was sie für mich zu etwas Besonderem macht.
Vielleicht liest das ja jemand und denkt sich: “Das könnt ich auch mal wieder machen.” Dann hat sich’s schon gelohnt.