Es gibt Tage, da sucht man nicht nach etwas Besonderem, sondern einfach nach einem Gericht, das wärmt. Etwas, das du in den Ofen schiebst, während du dich um andere Dinge kümmerst, und das dich dann mit einem Duft empfängt, der dich sofort vergessen lässt, dass draußen Herbst ist und dass der Alltag manchmal ein bisschen grau sein kann. Genau an so einem Tag habe ich dieses Rezept entdeckt – französischer Zwiebel-Hähnchen-Reis-Auflauf. Ich schwöre, ich hätte nie gedacht, dass mich ein einfaches Ofengericht so glücklich machen könnte. Aber so ist das mit den besten Dingen im Leben: Sie passieren, wenn du es am wenigsten erwartest.
Ich erinnere mich genau, es war ein Dienstagabend, der Himmel war grau, und ich war müde. Diese Art von Müdigkeit, die nicht nur im Körper sitzt, sondern irgendwie auch im Kopf. Ich hatte keine Lust auf Pasta, keine Lust auf Tiefkühlpizza, und schon gar nicht auf Salat. Ich wollte etwas Warmes, Deftiges, das satt macht, aber nicht schwer ist. Etwas, das nach Zuhause schmeckt, auch wenn es ein bisschen nach Frankreich klingt.
Ich hab also angefangen zu stöbern – in meinem alten Notizbuch, wo zwischen handgeschriebenen Rezepten meiner Mutter und ausgeschnittenen Zeitungsartikeln manchmal echte Schätze liegen. Und da war es: „Französischer Zwiebel-Hähnchen-Reis-Auflauf“. Ich hab laut gelacht. Französisch? Ich? Ich kann gerade mal „bonjour“ und „merci“. Aber irgendwas hat mich angesprochen – vielleicht das Wort Zwiebel, vielleicht das Wort Käse. Ich hab beschlossen: das wird gemacht.
Ich hab in die Küche geschaut, und siehe da – fast alles war da. Hähnchenbrust, Zwiebeln, Reis, Sahne, Brühe, Käse. Nur Thymian musste ich suchen, und den fand ich in einem Glas ganz hinten, das ich wahrscheinlich seit Weihnachten nicht angerührt hatte. Es roch aber noch gut – das ist immer das Zeichen, dass es passt.
Ich hab die Zwiebeln genommen – zwei große, weiße, glänzende Köpfe – und sie geschält. Ich weiß nicht, wie’s dir geht, aber das Schneiden von Zwiebeln ist für mich immer so ein kleiner emotionaler Akt. Man weint, obwohl man eigentlich glücklich ist, dass man kocht. Es ist fast poetisch, oder? Ich hab sie in feine Ringe geschnitten, gleichmäßig, so gut es eben ging, während die Tränen liefen und ich mir dachte: Das ist wohl die französische Dramatik im deutschen Alltag.
Dann hab ich die Pfanne aufgesetzt, Olivenöl rein – zwei Esslöffel, das gute, aus der Glasflasche, das ich eigentlich für Salat nehme – und die Zwiebeln langsam angebraten. Ich hab gelernt, dass man mit Zwiebeln Geduld haben muss. Wer sie zu schnell brät, verbrennt sie, und dann sind sie bitter. Wer sie langsam brät, bekommt Gold. Nach fünf Minuten fingen sie an, weich zu werden, nach zehn Minuten zu glänzen, und nach fünfzehn Minuten roch meine ganze Küche nach diesen süßlichen, warmen Noten, die nur karamellisierte Zwiebeln haben. Ich schwör, allein dafür lohnt sich das Rezept schon.
Dann hab ich das Hähnchen genommen – 500 Gramm Brustfilet, in Würfel geschnitten. Ich hab’s mit Salz, Pfeffer, Thymian und einer Prise Knoblauchpulver gewürzt. Es kam zu den Zwiebeln in die Pfanne, und dieses Zischen, wenn Fleisch auf heiße Pfanne trifft – das ist Musik. Ich stand da, hab umgerührt, und dieser Duft, der aufstieg – Hähnchen, Zwiebeln, Knoblauch, ein Hauch von Thymian – das war wie Urlaub in der Provence, nur dass ich in Hausschuhen dastand.
Als das Fleisch rundherum leicht gebräunt war, hab ich probiert. Schon da war’s köstlich. Aber ich wusste, das Beste kommt erst. Ich hab in einer großen Schüssel den Reis vorbereitet – zwei Tassen Langkornreis, dann vier Tassen Hühnerbrühe dazu, die ich vorher leicht erwärmt hatte, damit der Reis nicht erschrickt (ja, ich rede mit meinem Essen, manchmal hilft das). Dann kam noch eine Tasse Sahne hinein. Ich hab alles verrührt, und die Mischung sah schon nach Wohlfühlküche aus – cremig, duftend, ein bisschen golden.
