Ich hätte nie gedacht, dass ich eines Tages wirklich schreiben würde, wie ich abgenommen habe, denn eigentlich war ich immer diejenige, die gesagt hat: „Ich bleibe eben, wie ich bin.“ Aber dann kam dieser Moment, in dem ich mich im Spiegel ansah und mich selbst kaum noch erkannte. Nicht, weil ich mich hasste, sondern weil ich einfach müde war. Müde vom ewigen Kreislauf aus Diäten, Enttäuschung und Selbstvorwürfen. Ich hatte genug von dem schlechten Gewissen nach jedem Stück Kuchen, genug von den engen Jeans, die irgendwo hinten im Schrank lagen und mich jedes Mal daran erinnerten, dass ich früher einmal anders aussah.
Ich bin keine Ernährungsberaterin, keine Fitness-Influencerin und auch keine, die in Smoothie-Bars abhängt. Ich bin einfach eine Frau, die kocht, arbeitet, sich um ihre Familie kümmert und manchmal einfach nur überfordert ist. Und genau deshalb möchte ich erzählen, wie ich es trotzdem geschafft habe, langsam, aber dauerhaft Gewicht zu verlieren – ohne Wundermittel, ohne teure Programme, ohne Druck.
Am Anfang war alles ganz banal. Ich hatte nach Weihnachten gemerkt, dass meine Lieblingsbluse spannte, und dachte: „Na gut, es ist Winter, das geht vorbei.“ Doch als der Frühling kam, fühlte ich mich noch immer schwer, träge, aufgeschwemmt. Ich hatte dieses typische Gefühl, das viele kennen – man fühlt sich innerlich voll, auch wenn man gar nicht so viel gegessen hat. Ich wachte morgens ohne Energie auf und hatte ständig das Bedürfnis, etwas Süßes zu essen. Mein Kreislauf war träge, mein Schlaf schlecht, und ich wusste: So geht es nicht weiter.
Ich fing an, kleine Dinge zu verändern. Kein radikaler Schnitt, kein „ab morgen esse ich nie wieder Zucker“, sondern einfach ein bisschen bewusster leben. Ich ersetzte den abendlichen Teller Nudeln durch eine große Schüssel Gemüse mit etwas Hähnchen oder Feta. Ich begann, Wasser mit Zitronenscheiben zu trinken, einfach weil mir das ritualartig vorkam – es war wie ein kleines Signal an mich selbst: „Heute achtest du auf dich.“ Das war mein erster kleiner Schritt.
Anfangs passierte kaum etwas. Zwei Wochen lang fühlte ich mich eher schlechter, müder, gereizter. Ich dachte schon, ich halte das nicht durch. Aber irgendwann, eines Morgens, als ich mich bückte, um meine Schuhe zuzubinden, merkte ich, dass es leichter ging. Mein Bauch war nicht mehr so aufgebläht. Ich stellte mich auf die Waage – zwei Kilo weniger. Ich weiß, das ist nicht viel, aber für mich war das der Beweis, dass es funktioniert, wenn man nur konsequent ist.
Ich begann, mein Frühstück zu verändern. Früher war das bei mir Kaffee mit Zucker, Brötchen mit Marmelade, manchmal ein Croissant. Jetzt trank ich zuerst ein Glas lauwarmes Wasser mit etwas Apfelessig – nicht, weil das ein Wundermittel ist, sondern weil es meinen Appetit bremste. Dann gab es ein Omelett mit Gemüse oder Naturjoghurt mit Leinsamen und ein paar Beeren. Ich merkte, dass ich bis Mittag keinen Heißhunger mehr hatte. Und das war ein riesiger Fortschritt, denn sonst hatte ich um zehn Uhr immer schon Lust auf Schokolade.
Ich begann auch, abends nicht mehr spät zu essen. Früher kam ich oft um 20 Uhr nach Hause, machte mir noch eine große Portion Pasta und setzte mich damit auf die Couch. Jetzt kochte ich gegen 18 Uhr etwas Leichtes – gebackenes Gemüse im Airfryer, ein Stück Lachs, vielleicht etwas Quark mit Kräutern. Das war’s. Am Anfang war das schwer, weil man denkt, man „verpasst“ etwas. Aber mein Schlaf wurde besser, ich wachte nicht mehr mit Sodbrennen auf, und ich fühlte mich jeden Tag etwas leichter.
Eine wichtige Sache, die ich gelernt habe: Es geht nicht nur ums Essen, sondern um Routinen. Früher dachte ich, Disziplin heißt, alles perfekt zu machen. Heute weiß ich, dass Disziplin bedeutet, einfach nicht aufzugeben, wenn man mal scheitert. Wenn ich an einem Sonntag mit Freunden Kuchen gegessen habe, dann habe ich am Montag eben normal weitergemacht, statt mich zu bestrafen. Das war für mich ein riesiger Unterschied.
Ich erinnere mich an einen Moment, an dem ich fast alles hingeschmissen hätte. Ich war mit meiner Freundin einkaufen, und sie sah plötzlich so schlank und frisch aus. Ich fragte sie, was sie mache, und sie lachte nur: „Ich hab aufgehört, mich zu stressen.“ Dieser Satz hat sich bei mir eingebrannt. Denn genau das war mein Problem: Ich wollte immer alles sofort. Heute weiß ich, dass Geduld das stärkste Werkzeug ist, wenn man seinen Körper verändern will.
In den nächsten Monaten passierte etwas, das ich nie erwartet hätte. Ich begann, Spaß am Kochen zu haben. Ich probierte neue Rezepte aus – Zucchini-Lasagne, Blumenkohlauflauf, Low-Carb-Pizza aus Mandelmehl. Ich hatte plötzlich das Gefühl, dass Essen wieder Freude machen darf, auch wenn es gesund ist. Mein Mann war anfangs skeptisch, aber irgendwann fragte er sogar nach dem Rezept für meinen Airfryer-Lachs.
Ich fing auch an, mich mehr zu bewegen, aber nicht im Fitnessstudio. Ich ging einfach jeden Tag nach dem Mittagessen spazieren. Zehn, zwanzig Minuten – das war alles. Es half mir, runterzukommen. Bewegung wurde kein Zwang mehr, sondern ein Ritual. Manchmal hörte ich Musik, manchmal einfach nur den Wind. Und nach ein paar Wochen merkte ich, dass ich automatisch aufrechter ging, dass mein Rücken weniger schmerzte und dass ich plötzlich wieder Lust hatte, Kleidung anzuprobieren, die ich längst aufgegeben hatte.
Das Lustige ist: Je weniger ich mich auf das Abnehmen konzentrierte, desto mehr veränderte sich mein Körper. Meine Haut wurde klarer, meine Laune besser. Ich hatte das Gefühl, wieder im Einklang mit mir selbst zu sein. Und das bemerkten auch andere. Auf der Arbeit sagten Kolleginnen: „Du strahlst richtig!“ Und das war das schönste Kompliment. Denn es ging nicht mehr nur um Zahlen auf der Waage, sondern darum, mich wieder wohlzufühlen.
Natürlich gab es auch schwierige Tage. Tage, an denen ich am liebsten alles gegessen hätte, was im Kühlschrank war. Dann trank ich einfach Tee und sagte mir: „Morgen ist ein neuer Tag.“ Ich habe gelernt, dass Selbstmitgefühl genauso wichtig ist wie Motivation. Früher war ich streng mit mir. Heute bin ich freundlich. Wenn ich einen schlechten Tag habe, dann erinnere ich mich daran, dass ich schon so weit gekommen bin.
Mit der Zeit entwickelte ich meine eigenen kleinen Tricks. Zum Beispiel trinke ich jeden Morgen ein Glas warmes Wasser mit Zitrone und einem Hauch Kurkuma – das regt meinen Stoffwechsel an und gibt mir Energie. Ich ersetze Brot oft durch Gurkenscheiben oder Salatblätter, wenn ich Sandwiches mache. Ich backe Kuchen mit Mandelmehl statt Weizen und süße mit Erythrit. Das klingt kompliziert, aber wenn man es einmal ausprobiert, merkt man, dass es eigentlich ganz einfach ist.
Ich erinnere mich, wie ich das erste Mal wieder in meine alte Lieblingsjeans passte. Ich stand da, drehte mich im Spiegel und hatte Tränen in den Augen. Nicht, weil ich perfekt war – das war ich nie –, sondern weil ich stolz auf mich war. Stolz, dass ich drangeblieben bin, auch als niemand hinsah.
