08.11.2025

Viele glauben, 120/80 sei ideal – warum das nicht stimmt und was Ihr Blutdruck wirklich über Sie verrät

Wenn man in Deutschland jemanden fragt, was „normaler Blutdruck“ bedeutet, sagen fast alle automatisch „120 zu 80“. Dieser Wert ist so tief in unserem Kopf verankert, dass er fast wie ein Naturgesetz klingt. Doch wussten Sie, dass dieser sogenannte Idealwert längst nicht für alle Menschen gilt? Ich selbst habe das auf die harte Tour gelernt – und es hat mein Verständnis von Gesundheit für immer verändert.

Ich erinnere mich noch gut an den Tag, an dem ich zum ersten Mal meinen Blutdruck selbst gemessen habe. Ich war 43 Jahre alt, mitten im Alltag, immer in Eile – Job, Kinder, Haushalt, Einkäufe, Termine. Eines Tages fühlte ich mich plötzlich seltsam – leicht schwindlig, das Herz pochte schneller, und ich dachte nur: „Bestimmt zu viel Kaffee.“ Am Abend nahm ich das alte Messgerät meiner Mutter, legte die Manschette um und drückte auf den Knopf. Das Ergebnis: 138 zu 85. Ich zuckte zusammen. In meinem Kopf klingelte das Alarmwort „zu hoch“.

Am nächsten Tag ging ich zu meiner Hausärztin. Sie lächelte und sagte ruhig: „Keine Sorge, das ist noch kein Bluthochdruck, aber wir behalten das im Auge.“ Und da begann meine Reise in die Welt des Blutdrucks – eine Welt, von der ich bis dahin kaum etwas verstanden hatte, obwohl sie buchstäblich in meinen Adern lag.

Was Blutdruck wirklich ist – und warum er nie konstant bleibt

Viele Menschen glauben, Blutdruck sei ein fixer Wert – so wie Körpergröße oder Schuhgröße. Aber das stimmt nicht. Der Blutdruck schwankt ständig. Er hängt davon ab, ob wir stehen oder liegen, ob wir gerade aufgeregt, müde oder hungrig sind. Selbst ein Gespräch oder ein Gedanke kann den Druck kurzfristig verändern.

Im Prinzip misst man zwei Werte:

  • den systolischen Druck, also den Moment, in dem das Herz das Blut in die Arterien pumpt;
  • und den diastolischen Druck, wenn das Herz sich wieder entspannt.

Diese beiden Zahlen verraten, wie stark das Blut gegen die Gefäßwände drückt. Zu viel Druck bedeutet, dass die Gefäße auf Dauer Schaden nehmen – zu wenig, dass Organe nicht ausreichend versorgt werden.

Was ich damals nicht wusste: Mit zunehmendem Alter verändert sich der Blutdruck ganz natürlich. Unsere Gefäße werden weniger elastisch, das Herz arbeitet anders, und auch Hormone spielen eine Rolle. Der berühmte Wert „120/80“ stammt ursprünglich aus Beobachtungen junger, gesunder Männer – nicht aus einer allgemeinen Norm für alle Altersgruppen.

Die Wahrheit über „normalen“ Blutdruck

Ich habe viel gelesen und gelernt, dass es gar keinen „einzigen“ Normalwert gibt. Ärzte sprechen heute lieber von optimal, normal und hoch-normal – je nach Lebensalter.

So sah die Tabelle, die mir meine Ärztin damals zeigte, ungefähr aus:

AltersgruppeOptimalNormalHoch-normal
Unter 30 Jahre110–120 / 70–80120–129 / 80–84130–139 / 85–89
30–50 Jahre115–125 / 75–82125–134 / 80–85135–139 / 85–89
50–70 Jahre120–130 / 75–84130–139 / 80–89140–149 / 90–94
Über 70 Jahre130–139 / 80–89140–149 / 85–94150–159 / 90–99

Sie sagte: „Sehen Sie, der Körper verändert sich. Für einen 25-Jährigen ist 135 zu 85 grenzwertig, für eine 70-Jährige dagegen völlig in Ordnung.“ Das hat mir geholfen, mich selbst realistischer einzuschätzen.

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