Ratet mal, wer dieser Junge ist. Auf den ersten Blick sieht er ganz gewöhnlich aus – vielleicht sogar ein bisschen verloren. Zu dünn, zu schüchtern, eine riesige Brille im Gesicht. Einer, den man in der Schule schnell übersieht. Einer, über den andere Kinder Witze machen. Und doch ist genau dieser Junge später in Filmen aufgetreten, die Millionen Menschen gesehen haben. Heute kennt ihn fast jeder – Jean-Claude Van Damme.
Aber damals? Niemand hätte ihn für einen zukünftigen Actionstar gehalten. Er war der Typ, den andere beim Sportunterricht ausgelacht haben. Körperlich schwach, oft krank, unsicher. Viele hätten an dem Punkt aufgegeben. Sich versteckt, angepasst, aufgegeben. Jean-Claude aber hat etwas gemacht, womit niemand gerechnet hätte: Er fing an, Ballett zu tanzen. Nicht aus Mode, nicht wegen Ruhm – sondern, weil er sich dort stark fühlte. Weil er endlich Kontrolle über seinen Körper bekam. Fünf Jahre lang übte er klassisches Ballett. Und er war gut. So gut, dass ihn sogar die Pariser Oper einlud.
Gleichzeitig entwickelte er eine ungewöhnliche Liebe zur Musik. Nicht Pop, nicht Rock – sondern Beethoven. Die Kraft, die in dieser Musik steckt, hat ihn inspiriert. Es war, als ob diese Melodien ihm Mut gaben, weiterzumachen. Und vielleicht war es genau diese Mischung – Ballett und Beethoven – die ihn stark machte. Anders stark. Nicht auf den ersten Blick sichtbar. Aber echt.
Sein Vater sah, dass sein Sohn kämpfen will – und meldete ihn im Karatekurs an. Das war der Wendepunkt. Karate passte zu ihm. Die Disziplin, das Training, die Konzentration. Alles, was er aus dem Ballett mitgebracht hatte, half ihm hier weiter. Und plötzlich wurde aus dem Jungen, über den alle lachten, jemand, der Titel gewann. Belgischer Meister. Kickboxen. Shotokan. Und das war erst der Anfang.
Was Van Damme so besonders macht? Vielleicht gerade das: Dass er nie die Abkürzung genommen hat. Dass er aus Schwäche Stärke gemacht hat. Aus Schüchternheit Disziplin. Aus Musik Körperbeherrschung. Aus Schmerz Ehrgeiz. Und genau deshalb wirken seine Bewegungen in Filmen nicht wie Schauspiel, sondern wie eine echte, gelebte Geschichte. Jede Bewegung sitzt. Jeder Schlag hat Rhythmus. Als würde Beethoven Regie führen.
Und ja, natürlich kennt man ihn als den „Muskeln aus Brüssel“. Als den Helden aus „Bloodsport“ und „Kickboxer“. Aber hinter dem Hollywood-Bild steckt viel mehr. Ein Junge, der gelernt hat, sich selbst zu lieben, obwohl ihn andere ausgelacht haben. Einer, der durchgehalten hat. Der seinen Weg gegangen ist – mit Anmut, Kraft und Herz.
Wenn du also mal wieder jemanden unterschätzt – denk an dieses alte Foto. Denk an den Jungen mit der Brille, der Ballett tanzte und Beethoven hörte. Und heute? Heute kennt ihn die ganze Welt.