Ich muss gleich zu Anfang sagen: Ich war lange kein Freund von neuen Küchengeräten. Für mich gehörte ein Hähnchen in den Ofen, ordentlich mit Butter eingepinselt, in der Bratform liegend, mit Zwiebeln und ein bisschen Weißwein – so hat’s meine Oma gemacht. Aber dann, ja dann, hat meine Tochter mir zu Weihnachten so ein neumodisches Ding geschenkt – eine Heißluftfritteuse. Ich hab zuerst nur die Augen verdreht. Was soll ich denn mit so einem UFO auf meiner Arbeitsplatte? Aber sie meinte nur: „Mama, probier’s aus, das ist wie Zauberei – alles wird knusprig, aber ohne Fett!“ Na gut, dachte ich, warum nicht.
Ein paar Wochen später, an einem Sonntagnachmittag, kam mir die Idee. Ich hatte im Kühlschrank ein schönes Hähnchen liegen, so rund 1,3 Kilo schwer, frisch vom Bauern nebenan. Und ich hatte keine Lust, den großen Ofen anzuwerfen – es war Sommer, draußen warm, und ich wollte was Leichtes, Frisches, mit Zitrone, damit’s nach Urlaub schmeckt. Also hab ich beschlossen, das Hähnchen in meiner Heißluftfritteuse zu machen. Ich sag euch, das war eine der besten Entscheidungen meines Lebens.
Ich hab das Hähnchen aus der Verpackung genommen, es gründlich abgetupft und ihm gleich mal guten Tag gesagt – ja, ich rede mit meinem Essen, lacht ruhig. Dann hab ich eine große Zitrone genommen, sie ein bisschen gerollt, damit der Saft sich innen löst, und sie in zwei Hälften geschnitten. Eine Hälfte hab ich direkt ins Hähnchen gesteckt, in die Bauchhöhle – das gibt beim Garen diesen feinen, frischen Duft, der sich durch das ganze Fleisch zieht. Die andere Hälfte hab ich mir für später aufgehoben, für den Saft, der über das fertige Hähnchen kommt.
Dann hab ich eine kleine Schüssel genommen und eine Marinade angerührt. Zwei Esslöffel Olivenöl, einen Teelöffel Salz, etwas schwarzer Pfeffer, eine großzügige Prise Oregano – frisch wäre natürlich ideal, aber getrocknet geht auch. Dann hab ich noch einen Spritzer Zitronensaft reingepresst und, weil ich’s mag, eine kleine Knoblauchzehe dazugerieben. Alles schön verrührt, und dann das Hähnchen von außen und innen damit eingerieben. Ich hab mir Zeit genommen, das ist fast wie ein Ritual. Man merkt richtig, wie das Öl mit den Kräutern verschmilzt und der Duft sich in der Küche verbreitet.
Meine Katze saß schon ungeduldig unter dem Tisch und hat gewartet, dass vielleicht ein kleines Stück Haut runterfällt. Ich hab sie vertröstet: „Warte, du bekommst später ein Stückchen Brust, versprochen.“
Dann kam der große Moment – das Hähnchen musste in den Airfryer. Ich hab kurz gezweifelt, ob es überhaupt reinpasst, aber siehe da – perfekt! Ich hab es mit der Brust nach unten gelegt, damit die Rückseite zuerst die ganze Hitze bekommt. 180 Grad, 25 Minuten – und schon nach zehn Minuten fing es an, köstlich zu duften. Dieser Geruch – leicht nach Zitrone, nach Kräutern, und dann diese knusprige Haut, die sich langsam goldbraun färbt. Ich hab mich gefühlt, als wär ich irgendwo in Griechenland auf einer Terrasse, mit einem Glas Weißwein in der Hand.
Nach den ersten 25 Minuten hab ich das Hähnchen vorsichtig umgedreht – Brust nach oben – und noch einmal 20 Minuten laufen lassen. In der Zeit hab ich den Tisch gedeckt, ein bisschen Petersilie aus dem Garten geholt und mir ein kleines Glas Wein eingeschenkt. Ich saß da und hab einfach dem leisen Brummen des Airfryers gelauscht, das klingt fast wie ein schnurrendes Kätzchen, nur dass am Ende kein Fellknäuel, sondern ein Meisterwerk rauskommt.
Als der Timer dann piepste, wusste ich, jetzt ist der Moment. Ich hab das Hähnchen rausgeholt – und oh mein Gott, ich hätte es am liebsten gleich fotografiert. Die Haut war perfekt: goldbraun, knusprig, glänzend vom Olivenöl, mit kleinen dunklen Stellen, die nach Röstaroma schmeckten. Ich hab’s auf ein Holzbrett gelegt und kurz ruhen lassen, damit der Saft sich setzt. Dann kam der große Schnitt – das Messer glitt fast von selbst durch das Fleisch, und der Duft, der da rausströmte, war einfach himmlisch. Zitrone, Oregano, Knoblauch – alles in perfekter Balance. Ich schwör, ich hab mich kurz gefühlt, als wär ich im Urlaub.
Ich hab die Stücke auf einen Teller gelegt, ein bisschen frisch gepressten Zitronensaft drübergeträufelt und mit Petersilie bestreut. Dazu hab ich einen kleinen grünen Salat gemacht – Gurke, Tomate, ein bisschen Feta, Olivenöl. Einfach, frisch, ehrlich. Mein Mann kam rein, schnupperte, und sagte: „Was riecht hier denn so göttlich?“ Ich hab nur gesagt: „Warte, du wirst’s gleich sehen.“ Er hat sich gesetzt, reingebissen – und dann kam das, was jede Köchin hören will: „Das ist das beste Hähnchen, das du je gemacht hast.“ Ich hab gelacht und gesagt: „Tja, dank der Heißluft!“
Seitdem ist das unser Sonntagsessen geworden. Früher stand ich stundenlang in der Küche, hab gebraten, überlegt, ob das Fleisch zu trocken wird oder die Haut verbrennt. Jetzt? Ich leg’s einfach in den Airfryer, drück auf Start, und 45 Minuten später steht das perfekte Hähnchen auf dem Tisch. Ich sag’s euch, einfacher geht’s nicht.
Und das Beste: Es wird jedes Mal gleich gut. Kein Rätselraten, keine schwankende Hitze – einfach immer saftig. Ich hab sogar angefangen, damit zu experimentieren. Manchmal misch ich noch Rosmarin oder Thymian in die Marinade, oder ich reib die Haut vorher mit Paprikapulver ein, dann wird sie schön rötlich. Wenn ich Lust auf ein bisschen Süße hab, geb ich einen Teelöffel Honig dazu – das karamellisiert leicht und gibt so einen feinen Glanz. Und einmal hab ich statt Zitrone eine Orange genommen – das war fast schon festlich, wie Weihnachten, nur leichter.
Ich erinnere mich, wie meine Nachbarin Lotte das erste Mal davon gehört hat. Sie hat gesagt: „Ach, das geht doch gar nicht – ein ganzes Hähnchen im Airfryer?“ Ich hab sie eingeladen und ihr’s gezeigt. Als ich den Deckel aufgemacht hab, hat sie nur noch „Oha!“ gesagt. Zwei Tage später stand sie vor meiner Tür mit einem neuen Airfryer unterm Arm – „Jetzt will ich das auch.“
