Ich erinnere mich noch genau an diesen Samstagabend. Es war einer dieser Tage, an denen man eigentlich keine große Lust hat, stundenlang in der Küche zu stehen, aber trotzdem etwas Besonderes essen möchte. Die Woche war lang, der Kühlschrank halb leer, und mein Mann hatte nur den einen Wunsch: „Bitte nichts Schweres, aber trotzdem etwas Herzhaftes!“ Ich öffnete die Kühlschranktür, sah Kartoffeln, Zucchini, eine Aubergine, ein paar Tomaten, Zwiebeln und etwas Knoblauch – also genau die Zutaten, die man normalerweise in jeder Küche findet, wenn man noch nicht zum Einkaufen gekommen ist. Ich dachte an die warmen Sommerabende in Griechenland, an das einfache, ehrliche Essen, das dort auf den Tisch kommt – und so entstand die Idee, ein griechisches Briam zu machen, dieses wunderbare Ofengemüse, das so duftet, als käme es direkt aus einer kleinen Taverne auf Kreta.
Ich wollte etwas, das nach Urlaub schmeckt, aber ohne großen Aufwand. Etwas, das satt macht, gesund ist und gleichzeitig diese mediterrane Seele in sich trägt. Während ich die Zutaten auf die Arbeitsfläche legte, fiel mir auf, wie bunt sie waren – die gelben Kartoffeln, das satte Grün der Zucchini, das tiefe Violett der Aubergine und das leuchtende Rot der Tomaten. Allein dieser Anblick machte mir schon gute Laune.
Ich begann, die Kartoffeln in feine Scheiben zu schneiden, und erinnerte mich an meine Oma, die immer sagte: „Wenn du willst, dass das Gemüse zart wird, schneide es mit Liebe.“ Also schnitt ich ruhig und gleichmäßig, während der Duft der frischen Zutaten langsam durch die Küche zog. Danach kam die Zucchini, mild und saftig, gefolgt von der Aubergine, die ich in dünne, gleichmäßige Scheiben teilte. Ich legte alles in einer großen Auflaufform schichtweise hinein – wie ein buntes Mosaik, das an einen griechischen Sonnenuntergang erinnerte.
Dann kam die Zwiebel, die ich in feine Ringe schnitt, und der Knoblauch, den ich hackte, bis seine ätherischen Öle den Raum erfüllten. Ich erinnerte mich an eine Reise nach Santorini vor einigen Jahren – dort hatte ich in einer kleinen Taverne am Meer gesessen, wo der Besitzer mir ein ähnliches Gericht servierte. Er sagte damals mit einem Lächeln: „Das Geheimnis eines guten Briam ist Geduld und gutes Olivenöl.“ Und genau das nahm ich mir zu Herzen.
Ich goss etwa 100 ml Olivenöl in eine kleine Schüssel, gab 200 g passierte Tomaten dazu und würzte das Ganze mit Oregano, Thymian, Salz und Pfeffer. Schon beim Umrühren dieser Mischung spürte ich den Duft des Mittelmeers – würzig, warm, sonnig. Diese Sauce verteilte ich gleichmäßig über das geschichtete Gemüse, das in der Form schon aussah wie ein Gemälde.
Bevor ich die Alufolie darüberlegte, beträufelte ich alles noch einmal großzügig mit etwas Olivenöl. Es glänzte im Licht wie flüssiges Gold. Während der Ofen auf 190 °C vorheizte, deckte ich die Form ab, stellte sie hinein und wartete. Nach etwa einer halben Stunde begann das Haus nach Sommer zu duften – nach Kräutern, nach frischem Gemüse, nach Süden. Mein Mann kam in die Küche, schnupperte und sagte: „Was hast du da gemacht? Es riecht wie im Urlaub!“ Ich lächelte nur geheimnisvoll.
Nach 45 Minuten nahm ich die Folie ab. Der Anblick war herrlich: das Gemüse war weich, die Ränder leicht gebräunt, und überall schimmerte das Olivenöl, das sich mit den Tomaten vermischt hatte. Ich ließ es noch etwa 25 Minuten offen weiterbacken, bis sich an den Rändern kleine goldene Krusten bildeten.
Als ich die Form aus dem Ofen holte, sah sie aus wie ein Stück Griechenland auf meinem Tisch. Ich streute frisch gehackte Petersilie darüber, ließ alles ein paar Minuten ruhen und schnitt dann vorsichtig die ersten Portionen heraus. Das Gemüse war so zart, dass es fast von selbst zerfiel, und die Soße war dick, aromatisch und voll von Geschmack.
Mein Mann setzte sich an den Tisch, nahm den ersten Bissen – und schwieg. Das war immer ein gutes Zeichen. Dann sah er mich an und sagte: „Das schmeckt… nach Sonne. Nach Urlaub. Nach etwas, das du unbedingt öfter machen solltest.“ Ich konnte nicht anders, als zu lächeln. Denn genau das hatte ich gewollt – ein einfaches Gericht, das trotzdem Herz und Seele berührt.
Was ich an diesem Abend gelernt habe: Es braucht keine komplizierten Zutaten, keine teuren Spezialitäten oder stundenlange Vorbereitung, um Menschen glücklich zu machen. Manchmal reicht es, das zu nehmen, was da ist, und es mit Liebe zu kombinieren. Das griechische Briam ist genau so ein Gericht – bescheiden, ehrlich und voller Geschmack.
Ich begann, kleine Änderungen auszuprobieren, um jedes Mal ein bisschen Abwechslung hineinzubringen. Einmal fügte ich Feta-Käse hinzu, der beim Backen leicht schmolz und eine cremige, salzige Note beisteuerte. Ein anderes Mal mischte ich Paprikastreifen und ein paar Oliven darunter – und schon hatte das Briam noch mehr mediterranen Charakter. Manchmal streue ich vor dem Backen auch ein wenig Paniermehl darüber, damit die Oberfläche besonders knusprig wird. Und wenn Freunde vorbeikommen, serviere ich das Gericht direkt in der Form – rustikal, duftend, mit einem Korb knusprigem Brot und einem Glas Weißwein.
Eines Abends, als ich das Briam wieder einmal machte, hatte ich Gäste eingeladen, die sonst eher skeptisch sind, wenn es um vegetarische Gerichte geht. Sie kamen mit einem Lächeln, aber auch mit dieser typischen Frage: „Gibt’s heute wirklich kein Fleisch?“ Ich nickte nur und sagte: „Wartet ab.“ Als ich das Briam aus dem Ofen holte, stieg dieser unverwechselbare Duft auf – herzhaft, würzig, leicht süßlich vom Gemüse. Ich servierte es auf großen Tellern, mit etwas Feta und einem Spritzer Zitronensaft darüber. Nach dem ersten Bissen wurde es still am Tisch. Dann sagte einer: „Wenn Gemüse so schmeckt, brauche ich kein Fleisch mehr.“ Ich musste lachen.
Das Schöne an diesem Gericht ist, dass es immer gelingt. Es ist fast unmöglich, es zu ruinieren – selbst wenn man die Mengen nicht genau abmisst oder das Gemüse etwas länger im Ofen lässt. Je länger es backt, desto intensiver werden die Aromen. Das Olivenöl sorgt dafür, dass alles saftig bleibt, und die Kräuter geben dem Ganzen diesen typischen griechischen Charakter.
Auch am nächsten Tag schmeckt das Briam fast noch besser. Ich bewahre die Reste im Kühlschrank auf, und wenn man es am nächsten Tag aufwärmt – ob im Ofen oder in der Pfanne – sind die Aromen noch tiefer, das Gemüse noch weicher, die Sauce noch aromatischer. Manchmal fülle ich den Rest in Wraps oder esse ihn kalt als mediterranen Salat. Es gibt unzählige Möglichkeiten, dieses Gericht neu zu interpretieren.
Ich erinnere mich an einen Sommer, als wir Freunde zu einem kleinen Gartenfest eingeladen hatten. Es war heiß, die Sonne stand tief, und ich hatte keine Lust, den Grill anzuwerfen. Stattdessen bereitete ich drei große Auflaufformen Briam vor. Während es im Ofen schmorte, hatte ich Zeit, den Tisch draußen zu decken, Wein einzuschenken und Musik anzumachen. Als ich das Briam servierte, kamen alle sofort näher, weil der Duft einfach unwiderstehlich war. Eine Freundin sagte: „Das sieht aus, als wäre es aus einem griechischen Kochbuch!“ Und ich antwortete: „Nein, es ist einfach das, was man mit ein paar Kartoffeln, Zucchini und etwas Liebe zaubern kann.“
Viele unterschätzen, wie raffiniert einfaches Gemüse sein kann. Aber genau das ist die Magie dieses Rezepts: Jede Zutat hat ihren Moment. Die Kartoffeln geben Substanz, die Zucchini bringen Frische, die Aubergine sorgt für Tiefe, die Tomaten bringen Saftigkeit, und der Knoblauch fügt diese Wärme hinzu, die alles verbindet. Zusammen ergeben sie ein harmonisches Ganzes, das nicht nur satt macht, sondern auch ein Gefühl von Zufriedenheit hinterlässt.
Wenn ich heute an Briam denke, denke ich nicht nur an ein Gericht. Ich denke an Abende voller Lachen, an das Klingen von Gläsern, an den Duft, der aus der Küche kam, während draußen der Sommerwind durch die Fenster zog. Ich denke an Gespräche über das Leben, an Freunde, die sagten: „Kannst du uns das Rezept schicken?“ – und an meinen Mann, der immer wieder sagt: „Mach das bitte wieder.“
Das ist das Schöne an der Küche: Sie erzählt Geschichten. Und dieses Briam erzählt meine. Von einem Abend, an dem ich eigentlich nichts Besonderes kochen wollte – und am Ende etwas geschaffen habe, das alle begeistert hat. Es ist ein Rezept, das zeigt, dass Einfachheit manchmal die größte Form von Genuss ist.
Wenn du also das nächste Mal vor deinem Kühlschrank stehst und dich fragst, was du aus ein paar Kartoffeln, Zucchini und Tomaten zaubern kannst – denk an dieses Rezept. Es wird nicht nur deinen Hunger stillen, sondern auch dein Herz wärmen. Und wer weiß – vielleicht wird auch jemand neben dir sagen: „Das schmeckt wie im Urlaub.“
Denn genau das ist Briam: Ein Stück Sonne, eingefangen in einer Auflaufform, das deine Küche mit Leben erfüllt. Es braucht keine komplizierten Worte, keine teuren Zutaten – nur ein bisschen Zeit, Geduld und Liebe. Und am Ende steht da ein Gericht, das nicht nur satt macht, sondern glücklich.
Und vielleicht, ganz vielleicht, wirst du – so wie ich – merken, dass du mit diesem einfachen Ofengemüse mehr geschaffen hast, als du wolltest. Nämlich einen kleinen Moment von Glück.
