Es war einer dieser Abende, an denen ich eigentlich gar keine Lust hatte, groß zu kochen. Du kennst das sicher – du kommst heim, bist müde, willst nur noch was Warmes, das gut riecht, aber du hast keine Lust, stundenlang in der Küche zu stehen. Und trotzdem willst du nicht wieder irgendeinen Fertigkram oder Lieferservice. An genau so einem Abend ist mein legendäres Airfryer-Hähnchen entstanden – oder, wie meine Nachbarin es jetzt nennt: das Wunder aus der Luft.
Ich hatte an dem Tag auf dem Markt ein wunderschönes Hähnchen gesehen, fast zwei Kilo schwer, vom Bauern, bei dem das Geflügel noch so riecht, wie’s riechen soll – frisch, sauber, ehrlich. Ich hab’s gekauft, ohne genau zu wissen, was ich damit mache. Früher hätte ich’s wahrscheinlich in den Ofen geschoben, aber mein Backofen und ich, wir sind keine Freunde mehr. Jedes Mal das gleiche Theater – ewig vorheizen, dann zu heiß, dann zu trocken, dann Fett überall. Ich hab irgendwann beschlossen, das Ding nur noch für Kuchen zu benutzen.
Aber seit meine Tochter mir diese Heißluftfritteuse geschenkt hat – dieses runde, brummende Gerät, das aussieht, als wär’s aus einem Raumschiff gefallen – hat sich mein Küchenleben verändert. Ich hab sie am Anfang belächelt, ehrlich. Ich dachte: „Na klar, was soll das schon bringen? Ohne Fett braten, klingt nach Diät und Frust.“ Aber dann hab ich damit Pommes gemacht, und die waren besser als im Restaurant. Und danach kam die Idee: Warum nicht ein ganzes Hähnchen?
Also stand ich da, das Hähnchen auf dem Brett, und ich schwör, es sah mich an, als wollte es sagen: „Na, trau dich!“ Ich hab tief durchgeatmet, mir die Ärmel hochgekrempelt und angefangen. Zuerst hab ich das Hähnchen abgetupft, schön trocken, weil ich irgendwo gelesen hab, dass nur so die Haut später knusprig wird. Und das will man ja.
Dann hab ich meine Gewürzmischung gemacht – ganz einfach, aber mit Liebe. Zwei Esslöffel Olivenöl in eine kleine Schüssel, dazu zwei Teelöffel Paprikapulver, und zwar das geräucherte, das riecht schon beim Öffnen wie Grillabend im Sommer. Dann ein Teelöffel Knoblauchpulver, ein Teelöffel Zwiebelpulver, eine kleine Prise Thymian, ein Teelöffel Salz, ein halber Teelöffel schwarzer Pfeffer, und weil ich’s gern ein bisschen pikant mag, eine Messerspitze Cayennepfeffer. Zum Schluss hab ich den Saft einer halben Zitrone reingepresst – das gibt dem Ganzen diese frische, leicht saure Note, die später beim Essen das Fettige perfekt ausgleicht.
Ich hab alles gut verrührt, und schon beim Rühren dachte ich: Wenn das so schmeckt, wie’s riecht, dann wird’s was! Dann hab ich die Mischung genommen und das Hähnchen damit eingerieben – wirklich überall. Außen, innen, unter der Haut, auf der Haut, zwischen den Schenkeln, unter den Flügeln – das muss man spüren. Ich sag’s dir, das war fast meditativ. Die Haut glänzte im Licht, golden von Paprika und Öl, und der Duft von Knoblauch und Zitrone stieg in die Nase. Ich liebe diesen Moment, wo man spürt: Jetzt fängt das Kochen an, nicht beim Anrichten, sondern genau hier – beim Fühlen, Riechen, Streichen.
Ich hab mir noch einen kleinen Trick erlaubt – ein paar Scheiben Zitrone und zwei Knoblauchzehen hab ich in die Bauchhöhle gelegt, zusammen mit einem Zweig Thymian. Das macht, dass das Hähnchen von innen raus duftet, während es gart. Und ehrlich – das ist das Geheimnis.
Dann kam der große Moment. Ich hab den Airfryer vorgeheizt – 182 Grad, fünf Minuten. Das Gerät brummte leise, und ich hab die Gelegenheit genutzt, meine Küche ein bisschen aufzuräumen. Dann war’s soweit. Ich hab das Hähnchen, Brustseite nach unten, in den Korb gelegt. Es passte genau rein – wie dafür gemacht.
Nach zehn Minuten roch die ganze Wohnung, als hätte ich einen Grill im Wohnzimmer. Der Duft von Kräutern, geräuchertem Paprika und Zitrone war einfach himmlisch. Ich bin einmal ums Gerät geschlichen, als wäre es ein Schatz. Nach 30 Minuten hab ich’s rausgenommen und gewendet – das ist der Trick: erst auf der Rückenseite, dann auf der Brustseite. Dann wieder rein, nochmal 25 Minuten.
Ich hab mich auf die Couch gesetzt, Tee getrunken, und immer wieder geguckt. Der Airfryer macht ja dieses leise Zischen, das klingt, als würde das Essen mit einem flüstern. Ich schwör, das ist wie kleine Musik für die Seele.
Nach knapp einer Stunde war’s soweit. Ich hab das Hähnchen rausgeholt, und ich schwöre, ich hab kurz den Atem angehalten. Es war perfekt. Die Haut war goldbraun, leicht glänzend, und wenn man mit der Gabel draufdrückte, hörte man dieses knusper-Geräusch. Der Duft – ich kann’s kaum beschreiben. Warm, würzig, zitronig, ein bisschen rauchig, wie Sommer und Sonntag in einem.
