Wenn die Tage kürzer werden, die Luft nach Schnee riecht und das erste Kerzenlicht auf dem Adventskranz flackert, dann weiß ich: Es ist wieder Zeit für Engelssterne. Diese kleinen, buttrigen Plätzchen gehören für mich genauso zu Weihnachten wie der Geruch von Tannenzweigen oder das leise Knistern im Kamin. Ich habe dieses Rezept von meiner Mutter übernommen, und sie wiederum hatte es von meiner Großmutter – und jedes Jahr, wenn ich den Teig in meinen Händen knete, habe ich das Gefühl, sie alle stehen mit mir in der Küche.
Ich erinnere mich noch genau an meine Kindheit: Ich war vielleicht sechs oder sieben Jahre alt, trug eine viel zu große Schürze, und meine Aufgabe war es, mit einem kleinen Sternausstecher den Teig auszustechen. Der Tisch war voll mit Mehl, meine Finger klebten, und die Küche duftete nach Butter und Vanille. Oma lächelte und sagte: „Das Geheimnis guter Plätzchen ist nicht das Rezept, sondern die Geduld.“ Heute verstehe ich, was sie meinte. Es geht nicht nur um das Backen, sondern um das Gefühl dabei – dieses warme, friedliche Gefühl, wenn man weiß, dass bald Weihnachten ist.
Ich mache Engelssterne jedes Jahr am ersten Advent. Der Teig ist simpel, aber das Ergebnis – einfach himmlisch. Wenn man ihn in der Hand hält, merkt man schon, wie weich er ist, fast wie Samt. Butter, Puderzucker, Vanille – das ist keine aufdringliche Süße, sondern eine feine, harmonische Balance, die auf der Zunge schmilzt.
Das Rezept, das jedes Jahr meine Küche erfüllt:
Zutaten:
300 g Mehl
200 g kalte Butter
100 g Puderzucker
1 Prise Salz
1 Päckchen Vanillezucker
Schokoladenschrift oder Zuckerguss zum Verzieren
Zubereitung:
Das Mehl in eine Schüssel sieben, Butter in kleinen Stücken dazugeben. Puderzucker, Salz und Vanillezucker hinzufügen. Alles rasch mit den Händen oder einem Handrührgerät verkneten, bis ein glatter Teig entsteht. Den Teig zu einer Kugel formen, in Frischhaltefolie wickeln und für mindestens 30 Minuten kühl stellen – das ist wichtig, damit er später beim Ausrollen nicht klebt.
Während der Teig ruht, heize ich den Ofen auf 160 °C Umluft vor und lege zwei Bleche mit Backpapier aus. Dann kommt der schönste Teil: das Ausrollen. Ich teile den Teig in zwei Portionen, damit er leichter zu verarbeiten ist, und rolle ihn etwa 3–4 mm dick aus. Dann steche ich Sterne aus – manchmal auch Herzen oder Engel, je nachdem, was die Kinder wollen.
Sobald das erste Blech im Ofen ist, riecht die ganze Wohnung nach Vanille und Butter. Dieser Duft allein macht glücklich. Nach etwa zehn Minuten sind die Sterne leicht goldgelb – genau richtig. Ich lasse sie kurz abkühlen und bereite währenddessen die Verzierung vor: Puderzucker mit einem Spritzer Zitronensaft anrühren oder fertigen Zuckerguss verwenden. Manchmal ziehe ich feine Linien über die Sterne, manchmal male ich kleine Punkte – und an besonderen Tagen kommt ein bisschen essbarer Glitzer dazu.
Aber das Beste: Wenn sie fertig sind, schmelzen sie buchstäblich im Mund. Diese zarte, butterige Textur ist kaum zu beschreiben – sie ist einfach nur weich, fast wie Schnee, der auf der Zunge vergeht.
Ich liebe es, wenn meine Kinder in der Küche stehen, jeder mit seinem kleinen Ausstecher, die Gesichter voller Mehl. Dann sehe ich mich selbst wieder in ihnen. Manchmal backen wir gleich doppelte Portionen, weil die erste Hälfte meistens schon vor Weihnachten aufgegessen ist.
Ein kleiner Tipp von mir: Wenn ihr die Engelssterne in einer Keksdose aufbewahrt, legt ein Stück Apfel oder ein Stück Brot dazu – so bleiben sie schön weich. Und falls ihr sie verschenken wollt, packt sie in kleine Gläser mit Schleifen – das sieht nicht nur hübsch aus, sondern bringt jedem ein Lächeln.
Ein Jahr habe ich die Engelssterne mit geschmolzener Schokolade überzogen, weil meine Tochter meinte, sie sollen „glitzern wie der Himmel“. Und tatsächlich – als sie auf dem Tisch lagen, glänzten sie im Kerzenlicht, als hätten sie ihren Namen verdient.
Für mich sind Engelssterne nicht einfach nur Plätzchen. Sie sind kleine Erinnerungen, gebacken mit Liebe, Butter und Geduld. Sie erzählen Geschichten von Abenden mit heißem Kakao, von Lachen in der Küche, von kalten Fingern und warmen Herzen. Sie erinnern mich daran, dass Weihnachten nicht perfekt sein muss – es reicht, wenn es ehrlich ist.
Und jedes Mal, wenn ich den ersten Bissen nehme, weiß ich: Es ist wieder diese besondere Zeit. Die Zeit, in der man innehält, dankbar ist und sich über die kleinen Dinge freut – wie ein einfacher Keks in Sternform, der die ganze Welt für einen Moment still werden lässt. ✨
Wenn du sie einmal gebacken hast, wirst du verstehen, warum sie Engelssterne heißen – zart, himmlisch und einfach unvergesslich.
