08.11.2025

Eingelegte Rote Bete wie bei Oma – der vergessene Schatz im Glas, der wieder alle begeistert!

Ich erinnere mich noch gut an den Herbst meiner Kindheit, wenn meine Mutter in der kleinen Küche stand, das Radio leise dudelte und der Duft von Essig, Gewürzen und gekochter Roter Bete durch das ganze Haus zog. Es war dieser typische Duft von Zuhause, der irgendwo zwischen Vorfreude und Nostalgie hing – ein Duft, der einem sagt, dass der Sommer vorbei ist und die gemütliche Jahreszeit beginnt. Damals mochte ich Rote Bete eigentlich gar nicht besonders. Ich fand sie zu erdig, zu eigenartig im Geschmack. Aber wenn sie frisch eingelegt war, mit Nelken, Piment, einem Hauch Zucker und dieser leichten Säure, dann war sie plötzlich etwas ganz anderes. Etwas Besonderes. Heute verstehe ich, warum meine Mutter diese Arbeit immer mit so viel Geduld gemacht hat – sie wusste, dass es sich lohnt.

Eingelegte Rote Bete ist in Deutschland fast schon ein vergessenes Küchengeheimnis. Viele kennen sie nur aus dem Glas vom Supermarkt, wo sie säuerlich und zu süß daherkommt. Doch wer sie einmal selbst gemacht hat, versteht: das ist ein anderes Erlebnis. Die Farbe allein – dieses tiefe Rubinrot – ist schon pure Ästhetik. Und der Geschmack? Perfekt ausgewogen zwischen süß, sauer und würzig. Ein Stück Tradition, das man schmecken kann.

Ich habe das Rezept meiner Mutter übernommen, mit kleinen Abwandlungen, die ich über die Jahre entdeckt habe. Es ist ein einfaches, ehrliches Rezept, das kein großes Können verlangt, sondern nur ein bisschen Liebe, Zeit und Geduld.

Für den Anfang brauchst du:
8 mittelgroße frische Rote Bete
250 ml Essig
100 g Zucker
1½ TL ganze Nelken
1½ TL Pimentkörner
½ TL Salz

Ich beginne immer damit, die Rote Bete gründlich zu waschen und die Enden zu kürzen. Wichtig: nicht zu viel abschneiden, sonst verliert sie beim Kochen ihre schöne Farbe. Dann kommt sie in einen großen Topf – bei uns früher war das der alte emaillierte Topf, der alles mitgemacht hat. Ich fülle so viel Wasser ein, dass die Knollen gut bedeckt sind, und lasse sie dann etwa 25 bis 30 Minuten leicht köcheln, bis sie weich, aber nicht matschig sind.

Wenn man sie dann aus dem Wasser holt, kurz abkühlen lässt und schält, färbt man unweigerlich die Finger. Ich trage inzwischen Handschuhe, aber als Kind war das für mich wie ein Ritual. Ich fand es lustig, dass meine Hände danach aussahen, als hätte ich mit roter Tinte gespielt. Meine Mutter meinte immer lachend: „Das ist der Stempel, dass du geholfen hast.“

Während die Bete abkühlt, bereite ich den Sud vor. In einem kleineren Topf lasse ich den Essig, Zucker, Nelken, Piment und Salz aufkochen. Fünf Minuten reichen, damit sich die Aromen verbinden. Dann gieße ich die heiße Mischung über die geschnittene Bete. Der Geruch ist intensiv – süß-sauer, würzig, leicht beißend – und sofort fühlt man sich in eine andere Zeit versetzt.

Ich stelle die Schüssel dann abgedeckt in den Kühlschrank, mindestens für eine Stunde, besser über Nacht. Am nächsten Tag ist sie perfekt: durchgezogen, leuchtend und so aromatisch, dass man sie pur essen könnte. Aber ich mag sie am liebsten mit Bratkartoffeln oder als Beilage zu Frikadellen.

Was viele nicht wissen: Eingelegte Rote Bete ist nicht nur lecker, sondern auch unglaublich gesund. Sie enthält Folsäure, Eisen, Vitamin C und Betanin – das ist der Farbstoff, der sie so schön rot macht und gleichzeitig entzündungshemmend wirkt. In der DDR war sie ein Standard auf jedem Vorratsregal. Nicht aus Nostalgie, sondern weil man intuitiv wusste, dass sie Körper und Seele guttut.

Ich erinnere mich, wie meine Oma immer sagte: „Kind, Rote Bete reinigt das Blut.“ Damals habe ich gelacht, heute weiß ich, dass sie recht hatte. Moderne Studien bestätigen, dass Rote Bete tatsächlich die Durchblutung verbessert und den Blutdruck senken kann. Also war Oma doch eine kleine Gesundheitsapostelin – ganz ohne Doktortitel.

Mit den Jahren habe ich angefangen, das Grundrezept zu variieren. Je nach Stimmung oder Jahreszeit verändere ich Kleinigkeiten, um andere Nuancen herauszuholen.